Die Krankenhäuser folgen weiterhin der Vorgabe des niedersächsischen Sozialministeriums, die besagt, dass Behandlungen nur dann zulässig sind, wenn ihre Verschiebung bleibende und relevante Schäden zur Folge hätte. Das bedeutet: Krebs- und Unfallpatienten, solche mit Herzinfarkt und Schlaganfall und alle, bei denen Zeitverzug eine Gefahr für Leib und Leben darstellt oder wegen stärkster Schmerzen nicht zumutbar ist, werden therapiert.
Doch viele Patienten, die teilweise schon lange auf einen OP-Termin warten, konnten bisher nicht berücksichtigt werden. Wie Dr. Heiner Austrup, Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Winsen, erklärt, gibt es inzwischen in allen Abteilungen der Häuser lange Wartelisten. Teilweise seit Monaten hoffen Kranke, oft unter Einnahme von Schmerzmitteln, zu Hause auf eine Operation, berichten die Ärzte übereinstimmend. „Schon von der ersten Märzwoche bis Ostern mussten wir 70 geplante Eingriffe absagen“, sagt Dr. Michael Scheruhn, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie in Buchholz. „Das ist nicht nur für die Patienten schrecklich, sondern auch für uns.“
Nun hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Krankenhäuser aufgefordert, ihre Kapazitäten wieder hochzufahren. „Allein um die vorhandenen Anmeldungen abzuarbeiten, werden wir aufgrund der weiterhin eingeschränkten OP-Kapazitäten voraussichtlich bis Anfang Juli zu tun haben“, so Professor Dr. Christian Heinrich Flamme, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie im Krankenhaus Buchholz.
Die Mitarbeiter der Krankenhäuser freuen sich sehr über die positive Entwicklung. Allerdings verlangt die gegenwärtige Situation ihnen große Flexibilität ab: Noch immer ist viel Pflegepersonal auf den Intensivstationen gebunden. Gleichzeitig müssen weiterhin personelle und räumliche Kapazitäten für den Fall vorgehalten werden, dass die Covid-19-Neuerkrankungsrate wieder ansteigt. Und nach wie vor will man für die Patienten und Krankenhausmitarbeiter einen exzellenten Infektionsschutz sicherstellen. Deshalb haben die Krankenhäuser in Absprache mit dem Gesundheitsamt des Landkreises folgende Regeln aufgestellt:
-Patienten, bei denen eine Operation geplant ist, werden gebeten, eine Woche vor dem geplanten Eingriff in häuslicher Isolation zu bleiben.
- Zwei Tage vor dem Eingriff wird ein Abstrich gemacht und untersucht. Dies ist jetzt auch direkt in den Krankenhäusern möglich.
Um für die Landkreisbewohner weiterhin die beste Adresse für stationäre Behandlungen zu sein, öffnen die Fachabteilungen der Krankenhäuser Buchholz und Winsen jetzt auch ihre ambulanten Sprechstunden wieder. „Einige Teile der Sprechstunden wollen wir zukünftig per Videochat erledigen“, erklärt Dr. Scheruhn, Die Strukturen dafür würden gerade aufgebaut. Doch gänzlich ersetzen lasse sich der persönliche Arzt-Patienten-Kontakt nicht. „Bevor ich Menschen operiere, muss ich sie körperlich untersucht haben, und das geht nur, wenn ich sie anfasse“, bestätigt Professor Flamme.
Landrat Rainer Rempe begrüßt die schrittweise Wiederaufnahme des Regelbetriebs. „Das ist ein wichtiger Fortschritt in der Normalisierung der Gesundheitsversorgung für die Bürger des Landkreises Harburg. Gleichwohl müssen wir jederzeit darauf vorbereitet sein, dass die Infektionszahlen wieder steigen“, so Rempe. Mit Blick auf die zurückliegenden Wochen geht sein ausdrücklicher Dank an alle Mitarbeitenden der Krankenhäuser. „Sie haben in einer außergewöhnlichen Situation Herausragendes geleistet und großes Engagement gezeigt. Danke dafür!“